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Never Mind – eine „Neuro-Performance“ in den Sophiensælen

Never Mind – eine „Neuro-Performance“ in den Sophiensælen


10.01.2012, Berlin | Was ist unser Selbst, durch was kann es zerstört werden und wie lässt es sich wieder herstellen? Diesen und weiteren schwierigen Fragen stellten sich die Choreografin Sommer Ulrickson und der Molekularbiologe und Publizist Giovanni Frazzetto in ihrer interdisziplinär erarbeiteten Inszenierung „Never Mind“. Das Stück „Never Mind“ ist ein Experiment zwischen Wissenschaft und Theater und wurde am 25. Januar 2012 in den Sophiensælen uraufgeführt.

Der zweiteilige Abend setzte sich u. a. mit dem Capgras-Syndrom, einer neurologischen Erkrankung, die häufig in Folge einer Verletzung am Gehirn oder einer schweren Demenz auftritt, auseinander. Das Krankheitsbild, erstmals beschrieben von dem französischen Psychiater J. M. Joseph Capgras, ist ein sehr selten auftretendes Syndrom, bei dem der Betroffene glaubt, nahe Lebensgefährten seien durch identisch aussehende Doppelgänger ausgetauscht worden. Bei sonst allgemein unauffälligem Verhalten nehmen die Erkrankten enge Bekannte, häufig sogar intime Freunde und Partner, als Betrüger wahr. Dabei erkennen die Patienten zwar die Gesichter, aber es fehlt die Verknüpfung mit emotionalen Körperreaktionen. In der intensiven Zusammenarbeit des Wissenschaftlers und der Künstlerin wurden im Vorfeld der Inszenierung sowie auf der Bühne die Fragilität von Beziehungen sowie die Frustration aller Beteiligten bei psychischen Störungen untersucht. Das Stück, das neue Formen von Tanz- und Musiktheater erprobt, verzichtet auf traditionelle dramaturgische Mittel wie z. B. eine lineare Erzählung und begreift Wissenschaft – hier neurologische Theorien, die mit dem Capgras-Syndrom zusammenhängen – als „erweiterte und dominierende theatralische Metapher“.

In einer spannungsreichen Dialektik verdeutlicht diese Arbeit gleichermaßen das Potential der Neurobiologie als auch ihre Hilflosigkeit existenzieller Fragen nach dem „wahren Selbst“. Ihre „Neuro-Performance“ verstehen Ulrickson und Frazzetto als Teil eines neugierigen Aufbruchs, die versucht, hochkomplexe Ergebnisse einer „Expertenwissenschaft“ durch künstlerische Reflexion einem breiten Publikum nahe zu bringen. Dabei wird wissenschaftliches Material mit den Mitteln des Theaters überprüft und erweitert. Umgekehrt speist sich das Theater aus den Faktensammlungen des wissenschaftlichen Experiments. Ziel des Projektes ist es, Wissenschaft und Kunst in einen produktiven Austausch treten zu lassen. Mit diesem Gedanken steht es im Interessenfokus der Schering Stiftung, die das Experiment finanziell ermöglicht hat.

Never Mind

Premiere: 25. Januar 2012, 20 Uhr
Weitere Aufführungen: 27., 28., 29. Januar 2012, 20 Uhr

Sophiensæle
Sophienstraße 18
10178 Berlin

Regie: Sommer Ulrickson
Nach Texten von: Giovanni Frazzetto
Ausstattung: Alexander Polzin, Nicola Minssen
Musik: Amos Elkana
Mit Christoph Schuechner, Laura Quarg, Lisa Quarg, Jonas Vietzke, Lena Kussmann, Mareila Metzner

Tickets: 13 / 8 Euro unter Tel. (030) 283 52 66

Weitere Informationen unter www.sophiensaele.com
Foto: Tobias Bungter

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