Die Junge Deutsche Philharmonie präsentiert sich mit ihrem Biennale-Format FREISPIEL. Unter der Leitung des Dirigenten Sylvain Cambreling wird u. a. die Komposition „Still“ von Rebecca Saunders zu hören sein, für die Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie Sasha Waltz & Guests unter der Federführung von Antonio Ruz eine Choreografie entwickelt haben. Für das Konzept und die szenische Umsetzung zeichnet Jochen Sandig verantwortlich. Die bekannte Geigerin Carolin Widmann wird den Solopart übernehmen.
1852 schrieb Richard Wagner an seinen nachmaligen Schwiegervater Franz Liszt: „Kinder, schafft Neues!“ – zunächst bezogen auf das Unwesen, eigene Werke zu bearbeiten, aber zwanglos auf Wagners Gesamtwerk übertragbar, und hier ganz besonders auf „Tristan und Isolde“, diese radikal-neue „Handlung in drei Aufzügen“, wie Wagner sein Musikdrama selbst bezeichnete. Mit dem Tristan-Vorspiel beginnt UN/RUHE – FREISPIEL 2016. Das Publikum der Uraufführung des Vorspiels 1860 spürte die Radikalität und lehnte das Stück ab. Gut zwei Generationen nach Tristan vereinigte der Schönberg-Schüler Alban Berg fünf sinfonische Stücke aus seiner gerade in Entstehung befindlichen Oper Lulu zu einer Suite für Orchester und Koloratur-Sopran. In einem überschwänglichen Klanggewand, das sein Herkommen von Wagners Spätromantik nicht leugnen kann und dessen Konstruktion doch genuin atonal ist, zeigt Berg in seiner Oper den Untergang des Vamps Lulu.
Zwischen diesen beiden musikalisch-dramatischen Schwergewichten steht Rebecca Saunders’ Violinkonzert „Still“. Vom Titel des Konzerts leitet sich auch der Titel UN/RUHE für die aktuelle Ausgabe von FREISPIEL her: „Still“ im Englischen bedeutet zum einen „still, ruhig“, zum anderen aber auch „immer wieder, immer noch“: Die Antagonisten Abgeschlossenheit und Persistenz durchdringen sich. Für die Aufführung 2016 hat Rebecca Saunders ihr Werk, das 2011 beim Beethovenfest Bonn uraufgeführt wurde, erweitert. Sie hat ein musikalisches Scharnier zwischen den vorhandenen Teilen komponiert, das zum Brennpunkt von FREISPIEL 2016 wird: Ausgehend von diesem neuen musikalischen Material wird der knapp zweistündige Abend choreographisch durchwoben, weshalb die Schering Stiftung das Projekt explizit unterstützt. In den Tänzerinnen und Tänzern der Compagnie von Sasha Waltz & Guests hat die Junge Deutsche Philharmonie kongeniale Mitstreiter gefunden, die sich Innovation und Avantgarde auf die Fahnen geschrieben haben. Dabei bedingen Musik und Tanz einander, sind ohne das jeweils andere nicht (mehr) denkbar.
TANZ / CHOREOGRAPHIE: Sasha Waltz & Guests – Justribo Manion, Maya Gomez, Davide Camplani, Joel Suárez Gómez, Blenard Azizaj und Jiri Bartovanec
VIOLINE: Carolin Widmann
SOPRAN: Ana Durlovski
DIRIGENT: Sylvain Cambreling
KOMPOSITION / KONZEPT: Rebecca Saunders
KONZEPT / SZENISCHE EINRICHTUNG: Jochen Sandig
CHOREOGRAPHIE: Antonio Ruz
REGIE-ASSISTENZ: Rosabel Huguet
LICHT: Jörg Bittner
PROGRAMM:
Richard Wagner (1813 – 1883): Tristan und Isolde, Vorspiel WWV 90 (1860)
Rebecca Saunders (*1967): Still – choreographische Version (2011/16) für Violine, Orchester und Tänzer
Alban Berg (1885 – 1935): Lulu-Suite, sinfonische Stücke aus der Oper Lulu für Koloratursopran und Orchester (1934)
14.08.2016, 20:30–22:30 Uhr
Darmstadt, Böllenfalltorhalle (Abschluss Internationale Ferienkurse für Neue Musik)
17.08.2016, 20–22 Uhr
RADIALSYSTEM V
19.08.2016, 19:30–21:30 Uhr
Weimarhalle (Eröffnung Kunstfest Weimar)
20.08.2016, 19:30–21:30 Uhr
Weimarhalle
FREISPIEL 2016 wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, die GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten, kulturMut, eine Crowdfunding-Initiative der Aventis Foundation, die Aventis Foundation, das Kuratorium der Jungen Deutschen Philharmonie, die Schering Stiftung und den Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main. Ein Projekt in Kooperation mit Sasha Waltz & Guests, RADIALSYSTEM V, Kunstfest Weimar und dem Internationalen Musikinstitut Darmstadt.
Unter den Linden 32-34
10117 Berlin
Telefon: +49.30.20 62 29 62
Email: info@scheringstiftung.de
Donnerstag bis Freitag: 13-19 Uhr
Samstag und Sonntag: 11-19 Uhr
Eintritt frei