01.04.2015
Im Rahmen ihrer Nachwuchsförderung beteiligt sich die Schering Stiftung seit dem Sommersemester 2012 an dem Programm „Deutschlandstipendium“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Die Humboldt-Universität zu Berlin (HUB) rief im Sommersemester 2013 das Modellprojekt „Themenklasse für Deutschlandstipendiaten“ ins Leben. Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen treffen sich ein Jahr regelmäßig und forschen gemeinsam an einem Thema. Nach dem großen Erfolg der Themenklassen in den Jahren 2013 und 2014 wird das Projekt auch im Jahr 2015 mit dem Exzellenzcluster „Bild Wissen Gestaltung“ fortgeführt.
15 Bachelor- und Master-Studenten aus so unterschiedlichen Fachrichtungen wie Biophysik/ Physik, Sozial- und Kulturwissenschaften, Kunst- und Bildgeschichte, Europäische Ethnologie, Psychologie, Wirtschaftsinformatik und Philosophie werden sich ein Jahr lang regelmäßig treffen. In Gruppen von bis zu drei Studenten werden die Stipendiaten an einem von sieben Basisprojekten im interdisziplinären Labor „Bild Wissen Gestaltung“ forschen.
Das Basisprojekt »Analogspeicher« untersucht an der Schnittstelle von Kultur- und Naturwissenschaften analoge Speicherverfahren, um ein Wissen zu gewinnen, das für zukünftige Speichertechnologien produktiv werden könnte. Dabei werden u.a. »historische« Speichermedien wie die Schallplatte mit aktuellen Technologien und Wissen einer experimentellen Prüfung unterzogen.
Das zweite Basisprojekt trägt den Namen »Die Anthropozän-Küche. Ein Labor der Verknüpfung von Haus und Welt«. Der Begriff des Anthroprozäns benennt den Umstand, dass das menschliche Handeln die Erde im globalen Maßstab verändert. Das Basisprojekt verbindet dieses Thema mit einer zentralen Ebene des menschlichen Handelns, der Ernährung. Die Küche ist der Ort, an dem das Individuum die sich global erstreckenden Stoff- und Energieflüsse sowie soziale, wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen gestaltet. Die Anthropozänküche widmet sich einer Analyse dieser Zusammenhänge und der Entwicklung von Konzepten ihrer zukünftigen Gestaltung.
Im Basisprojekt »Epistemische Rückseite instrumenteller Bilder« wird u.a. zu der Analyse und Erkennung von Gesichtsausdrücken geforscht. Ein 3D-Mimik-Archiv bildet die Datengrundlage für eine statistische Analyse, die die Identifikation relevanter Muster in Gesichtsform und -oberfläche ermöglicht. Einen wesentlichen Aspekt stellt hierbei die Berechnung eines Ähnlichkeitswertes zwischen Gesichtern mit Hilfe eines Algorithmus dar. Übliche mathematische Ähnlichkeitsmaße spiegeln jedoch nur bedingt die menschliche Wahrnehmung wider.
Ein zentrales Untersuchungsobjekt des Basisprojekts »Experiment & Beobachtung« ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit – in der Wissenschaft im Allgemeinen und im Exzellenzcluster »Bild Wissen Gestaltung« im Speziellen. Es sollen Hindernisse im Allgemeinen untersucht und das gewonnene Wissen auf die speziellen Hindernisse der interdisziplinären Zusammenarbeit übertragen werden. Vielleicht können wir mehr über die Erkenntnisprozesse in komplexen Forschungszusammenhängen erfahren, wenn wir deren Hindernisse bewusst gestalten.
Im fünften Basisprojekt »Gender & Gestaltung« betrachten die Stipendiaten das Verhältnis zwischen Bild, Wissen, Gestaltung und Gender. Geschlecht ist nicht nur eine biologische Kategorie, sondern zeigt sich als Ort gesellschaftlicher Praxis in allen Lebensbereichen, z.B. in Verhandlungen über „Race“ und (nationale) Zugehörigkeit. Es geht zentral um die Fragen: Wie entsteht Wissen, wie entsteht Normativität, wie entstehen Systematisierungen und Kategorisierungen? Welche Rolle spielen Bilder in diesen Prozessen?
Das Projekt »Gesundheit & Gestaltung« untersucht im Rahmen seines interdisziplinären Forschungsprogramms »Re-Inventing the Patient« aktuelle Einflussfaktoren und Gestaltungsdimensionen in der Patientenversorgung innerhalb und außerhalb des Krankenhauses: Wissenschaftler aus den Bereichen Medizin, Architektur, Design, Game Studies, Informatik, Ethnologie und Kulturwissenschaft analysieren die Gestaltung klinischer Behandlungsprozesse ebenso wie die Gestaltung der Räume und konkreter Gegenstände der Patientenversorgung.
Das siebte Basisprojekt »Historische Strukturuntersuchungen im Labor« beschäftigt sich mit historischen Beschreibungen und Abbildungen natürlicher Strukturen. Im Basisprojekt wird historisch orientierte Strukturforschung mit aktuellen materialwissenschaftlichen Laborforschungen verknüpft. Eines der zentralen Werke für das Basisprojekt sind die Berichte der H.M.S. Challenger Expedition (1873-1876).
Ziel der Themenklassen ist es, den Deutschlandstipendiaten schon zu einem frühen Zeitpunkt ihres Studiums Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte zu ermöglichen, um eigene Ideen zu entwickeln und vorzustellen. Umgekehrt hoffen die beteiligten Wissenschaftler, dass der Wissensdrang und unverstellte Blick der Deutschlandstipendiaten sie anspornt, auch eigene Theorien kritisch zu hinterfragen und neue Perspektiven zu entwickeln.
Bei der Auswahl der Stipendiaten für ihre Themenklasse war es der Schering Stiftung entsprechend ihrer Förderschwerpunkte besonders wichtig, dass sich die Studierenden über ihre eigene Disziplin hinaus auch für Kunst bzw. Naturwissenschaft interessieren.
Das Projekt wird in Kooperation mit folgenden Partnern realisiert:
Unter den Linden 32-34
10117 Berlin
Telefon: +49.30.20 62 29 62
Email: info@scheringstiftung.de
Donnerstag bis Freitag: 13-19 Uhr
Samstag und Sonntag: 11-19 Uhr
Eintritt frei