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Das Anthropozän-Projekt. Ein Bericht

Das Anthropozän-Projekt. Ein Bericht


Mit den herkömmlichen Methoden des Erkenntnisgewinns – den Naturwissenschaften und den Geisteswissenschaften – ist die Menschheit an eine Grenze gestoßen. Die untrennbare Verkettung von industriellem Stoffwechsel, Klimawandel, Verstädterung, Bodenerosion und Artensterben, aber auch ein neues gesellschaftliches (Selbst-)Bewusstsein, haben gezeigt: Die rasante Neuformation von Ursache und Wirkung, Mittel und Zweck, Quantität und Qualität erfordert eine neue Erschließung von Welt, die nicht auf postmoderne Diskurse, sondern materielle Zusammenhänge und Prozesse abzielt – von Plastik, das sich zu künstlichen Inseln in den Ozeanen anhäuft, bis zur Partikularität eines Staubkorns auf dem Weg von der Sahara in den brasilianischen Regenwald. Ein neues Staunen über das Wunder Erde ist gefragt: Was können wir tun, wie können wir wissen – und inwiefern hängt beides zusammen? Mit welchen Mitteln, Methoden und Sinnen können wir der von uns selbst geschaffenen Welt begegnen? In EIN BERICHT, dem groß angelegten Abschlussprogramm des Anthropozän-Projekts, spürt das Haus der Kulturen der Welt ab 16. Oktober 2014 genau diesen Fragen nach.

Seinen Kern bildet das lange Eröffnungswochenende mit „A Matter Theater“ und Ausstellungen von Adam Avikainen, The Otolith Group und dem Anthropozän-Observatorium. „A Matter Theater“ bringt Wissens- und Wahrnehmungspraktiken in und zur Verhandlung: Internationale Künstler, Theoretiker und Wissenschaftler verorten die Auswirkungen menschlichen Handelns im dynamischen Gefüge von Stoffkreisläufen und Erdzuständen, geohistorischen Ereignissen und planetarischen Techniken.

Doch EIN BERICHT umfasst noch mehr:

Die vierbändige Publikation „Textures of the Anthropocene: Grain Vapor Ray“ nimmt die Materialität der Welt beim Wort – in Form des Partikularen (Grain), des Flüchtigen (Vapor) und des Strahlenden (Ray): eine Auswahl historischer Texte von Hippokrates bis Borges, ein Archiv der Reflexion über die Dinge und ihre Transformation, kommentiert und weitergeschrieben von zeitgenössischen Autoren. Das Buch bildet das materielle wie theoretische Grundgerüst von EIN BERICHT und wird hier erstmals vorgestellt.

Wissenschaftsgeschichte schreibt die Anthropocene Working Group fort, die von der International Commission on Stratigraphy gebildet wurde, und einen Vorschlag für die Ratifizierung des Anthropozäns als geologische Epoche erarbeitet.

Der Medienwettbewerb Future Storytelling sucht nach crossmedialen Erzählstrategien, die der Anthropozän-These gerecht werden; die besten Projekte werden bei EIN BERICHT prämiert.

Eine Online-Enzyklopädie fasst die wichtigsten Begriffe des Anthropozän-Projekts und seine Online-Materialien zusammen.

Die Publikationsreihe „intercalations: a paginated exhibition“, hervorgegangen aus dem Kuratoren-Netzwerk Synapse, untersucht die Möglichkeiten des Buches als einer Form der Ausstellung und stellt überkommene dialektische Kategorien wie Mensch/Natur, menschlich/nichtmenschlich, Subjekt/Objekt in Frage. Der erste Band erscheint im Oktober.

Und im November startet der Anthropozän-Campus, der den aktuellen Stand des Anthropozän-Curriculums präsentiert: ein Modellprojekt zur Wissensproduktion, in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte.

Die Schering Stiftung fördert das „Anthropozän-Projekt“, da es auf die wissenschaftliche und künstlerische Erforschung der vielfältigen Dimensionen und Implikationen des Anthropozäns in Bezug auf die Verfahren der Wissensproduktion und -vermittlung gerichtet ist und damit einen Ansatz verfolgt, welcher der Schering Stiftung sehr am Herzen liegt.

Abschlussprogramm des Anthropozän-Projekts

16. Oktober bis 8. Dezember 2014

Haus der Kulturen der Welt
John-Foster-Dulles-Allee 10
10557 Berlin

Weitere Informationen erhalten Sie hier: www.anthropocene-curriculum.org/

Auf diesem Portal wird der Entwicklungsprozess der explorativen Lehrmodule dokumentiert und der daraus erwachsene Wissenskorpus frei zugänglich gemacht. Zudem soll ein Forum für das Netzwerk verwandter Projekte entstehen.

 

Foto: Anthropocene Observatory: Armin Linke, “Whirlwind”, Pantelleria, Italy, 2007, © Armin Linke

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