Ist Sonnenlicht aus verschiedenen Farben zusammengesetzt und wird es bei Brechung in verschiedenfarbige Lichtstrahlen zerlegt? Das, was Schülerinnen und Schüler heute im Physikunterricht als Entdeckung Isaac Newtons ohne Widerspruch lernen, wurde bereits von Johann Wolfgang von Goethe mit Erscheinen seiner „Farbenlehre“ im Jahr 1810 vehement bezweifelt und wird seither von Wissenschaftlern wie Künstlern gleichermaßen intensiv diskutiert. Am 4. und 8. September 2010 eröffnen in Berlin zwei Ausstellungen, die ihre Besucher am berühmten Farbenstreit teilhaben lassen und die Debatte in spektakulären Lichtinstallationen mit modernsten optischen Mitteln neu entfachen werden.
In der Ausstellung „Working Shade . Formed Light“, die am 8. September 2010, 19 Uhr, eröffnet wird, präsentiert der Künstler und Philosoph Ingo Nussbaumer seine intensive Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen Newtons und Goethes und setzt die aus spektralen Lichtphänomenen gewonnenen Erkenntnisse spielerisch in Installationen mit großen Wasserprismen um. In innovativen optischen Experimenten und komplexen Versuchsanordnungen zeigt der österreichische Künstler, welch überraschende Farbkonstellationen hervorgerufen werden können und wie mannigfaltig die irregulären, unerwarteten Verhaltensweisen von Lichtfarben sein können. „Das Werk von Ingo Nussbaumer alterniert seit Jahrzehnten zwischen realen Materialien und imaginären Farbräumen, zwischen Konstellationen und Fragmentationen, zwischen wissenschaftlicher Forschung und künstlerischem Handeln.“(*) Mit der Förderung seiner Ausstellung unterstützt die Schering Stiftung einen weiteren Künstler, der an der Schnittstelle von Naturwissenschaft und Kunst arbeitet.
Die „Farbenlehre“ Johann Wolfgang von Goethes blickt im Jahr 2010 – ebenso wie die Humboldt-Universität zu Berlin – auf ihre 200-jährige Geschichte zurück. Anlässlich dieses doppelten Jubiläums stellt die Universität dem Kunstprojekt von Ingo Nussbaumer eine rein wissenschaftliche Versuchsanordnung gegenüber, in der die Besucher Newtons und Goethes Experimente in einem Experimentallabor der Physiker Johannes Grebe-Ellis und Matthias Rang nachvollziehen können. Zudem werden die seriellen Farblichtobjekte von Ingo Nussbaumer um eine farbige Schatten-Intervention, „Colored Shades“, des Künstlers Hubert Schmidleitner erweitert.
(*) Vitus H. Weh: „Komplexität und Reichtum“, in: Malerei der Anordnungen. Rücknahme und Eingriff, hrsg. von Ingo Nussbaumer/Galerie Hubert Winter, Nürnberg 2010, S. 6–7
Dauer der Ausstellung: 9.9. bis 6.10.2010
Ort:
Humboldt-Universität zu Berlin
Universitätsgebäude Invalidenstraße 42
(ehemalige Bauernmensa) Erdgeschoss Ostbau
[neben dem Museum für Naturkunde]
10115 Berlin
Öffnungszeiten:
Dienstag – Freitag: 14 bis 20 Uhr
Samstag: 11 bis 15 Uhr
Weitere Informationen unter:
Dauer der Ausstellung: 5.9. bis 25.9.2010
Ort:
Lichthof der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
10099 Berlin
Öffnungszeiten:
5. bis 12. und 24. bis 25. September, täglich von 16 bis 22 Uhr
Finissage:
25. September 2010, 20 Uhr
Weitere Informationen unter:
www.experimentum-lucis.de
In einem ausführlichen Aufsatz stellt Olaf Müller die experimentellen und ästhetischen Hintergründe der Installationen Ingo Nussbaumers dar.
Diesen Aufsatz, der in Nussbaumers Buch /Rücknahme und Eingriff/ (Nürnberg 2010) erschienen ist, finden Sie hier.
Fotos: Ingo Nussbaumer, Michael Goldgruber
Beitrag teilenUnter den Linden 32-34
10117 Berlin
Telefon: +49.30.20 62 29 62
Email: info@scheringstiftung.de
Donnerstag bis Freitag: 13-19 Uhr
Samstag und Sonntag: 11-19 Uhr
Eintritt frei