Schering Stiftung

Symposium 

Foto: Daniel Flaschar

Stipendiatentreffen 2009

Foto: Daniel Flaschar

Stipendiatentreffen 2009

Termin:

11.07.2009


Vom 9. bis 11. Juli 2009 fand zum vierten Mal das Treffen der Stipendiaten und Alumni der Schering Stiftung statt. 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt versammelten sich im Harnack-Haus in Berlin, um Kontakte zu pflegen, Erfahrungen auszutauschen und an einem interdisziplinären Programm von Vorträgen und Diskussionen teilzunehmen. Sie werden oder wurden durch ein Doktoranden-, Postdoktoranden- oder Kurzzeitstipendium in den Bereichen Biologie, Chemie und Medizin der Schering Stiftung bzw. der einstigen Schering AG Berlin gefördert. Erstmalig nahmen an dem Treffen auch Stipendiaten aus dem Kulturbereich der Stiftung teil.

Die Stiftung veranstaltet alle zwei Jahre ein Stipendiatentreffen, da es ihr auch nach Beendigung der aktiven Förderung wichtig ist, den Kontakt mit ihren Stipendiatinnen und Stipendiaten zu halten und sie in ein ständig wachsendes internationales Netzwerk von herausragenden Forscherinnen und Forschern einzubinden. Neben dem persönlichen Erfahrungsaustausch bietet das Treffen Gelegenheit, das eigene Forschungsprojekt vorzustellen. Zum ersten Mal waren in diesem Jahr auch ehemalige Stipendiaten aus dem Kulturbereich der Schering Stiftung dabei, da es ein erklärtes Ziel der Stiftung ist, den Dialog zwischen Wissenschaftlern und Künstlern unterschiedlicher Disziplinen und Denkarten zu fördern und dadurch Innovationen zu schaffen und Kreativität zu fördern.

Interessante Diskussionsansätze boten auf dem Stipendiatentreffen auch die geladenen Referenten.

In seinem Eröffnungsvortrag sprach Reinhard Kurth, Vorsitzender des Stiftungsrates der Schering Stiftung und ehemaliger Präsident des Robert-Koch-Instituts in Berlin, über die Wiederkehr von Infektionskrankheiten. Wesentliche Ursachen dafür gingen auf Änderungen des menschlichen Verhaltens zurück, bedingt z.B. durch ökonomische und ökologische Veränderungen, die demographische Entwicklung und Veränderungen des persönlichen Lebensstils. Einer genaueren Betrachtung wurden zwei Krankheiten unterzogen, die gegenwärtig von besonderer Bedeutung sind: Grippe und AIDS.

Nachdem die Stipendiaten Gelegenheit hatten, ihre Forschungsprojekte zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen, gehörte der Abend des ersten Tages der international renommierten Künstlerin Sissel Tolaas. Sie gab den Zuhörern einen faszinierenden Einblick in ihre Arbeiten, in denen sie Gerüche mit wissenschaftlichen und künstlerischen Methoden als Medium der Information und Kommunikation untersucht und anwendet. Anhand einiger Proben aus ihrem umfangreichen Geruchsarchiv konnten sich die Teilnehmer selbst von deren Wirkung überzeugen.

Der zweite Tag begann mit einer Reflexion der Rahmenbedingungen der Forschung. Wilhelm Krull, Generalsekretär der Volkswagenstiftung und gegenwärtiger Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, sprach über die Herausforderungen für die europäische Forschungslandschaft und entwickelte eine Reihe von interessanten Ideen dafür, wie Stiftungen Kreativität in der Grundlagenforschung fördern können.

Jürgen Heubach, Leiter Klinische Biomarker der Bayer Schering Pharma AG, befasste sich in seinem Vortrag über translationale Forschung dann mit der Frage, wie Ergebnisse der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung überführt werden können („from bench to bedside“). Biomarker spielen dabei eine immer wichtigere Rolle.

Der Nachmittag gehörte einer Auseinandersetzung mit dem hochaktuellen Thema der Synthese von Leben. Den Auftakt machte der Virologe Eckard Wimmer aus Stony Brook, New York, der weltweite Bekanntheit dadurch erlangt hat, dass ihm als erstem die chemische Synthese eines Virus’ auf der Grundlage von öffentlich zugänglichen Gen-Informationen und frei verfügbarem DNA-Material gelang. Professor Wimmer ging nicht nur auf die wissenschaftlichen Grundlagen seiner Forschungsergebnisse ein, sondern setzte sich auch mit der Kritik auseinander, die seine Arbeiten aufgrund der Befürchtungen erfahren hatten, dass damit neue Möglichkeiten für Bioterrorismus geschaffen worden seien.

Ralf Wagner, Leiter der Abteilung für molekulare Mikrobiologie und Gentherapie an der Universität Regensburg, schloss mit seinem Vortrag über die Möglichkeiten der synthetischen Biologie unmittelbar daran an. Vertreter dieser Disziplin haben es sich zum Ziel gesetzt, in einer gleichsam ingenieurwissenschaftlichen Vorgehensweise gezielt Lebensformen zu erzeugen, die in der Natur nicht vorkommen – sei es durch neuartige Kombinationen bestehender oder die vollständige Neuschaffung biologischer Systeme. Als Gründer und CEO der Firma GeneArt ist Ralf Wagner selbst auf diesem Gebiet tätig und hat sich aktiv an Diskussionen über die Frage beteiligt, welche Herausforderungen sich durch die synthetische Biologie für die Biosicherheit stellen.

Der Künstler Reiner Maria Matysik stellte schließlich einige seiner Arbeiten zum Thema der Erzeugung neuen Lebens vor. Er arbeitet seit einigen Jahren an der künstlerischen Umsetzung seiner These, dass die Gentechnik einen neuen, radikalen Evolutionsschub auslösen wird, den er als „postevolutionär“ bezeichnet. Die „aktive Evolution“ ermögliche die Gestaltung unterschiedlichster Organismen, die sich synthetisch beliebig aus der weltweit vorhandenen Genmasse erzeugen ließen. Er ist überzeugt, dass sich dabei die Grenzen zwischen Pflanze, Tier und Mensch verwischen werden. Ganz in diesem Sinne konfrontierte der Künstler die Zuhörer u.a. mit der provokanten Forderung, zukünftig Kreuzungen zwischen Menschen und Affen zuzulassen.

Im Anschluss an die Vorträge hatten die Teilnehmer Gelegenheit, politische, soziale und ethische Aspekte der „Synthese von Leben“ miteinander und mit den Referenten zu diskutieren.

Zu Ende ging das Stipendiatentreffen mit einem Besuch der Ausstellung rota des Künstlers Carsten Nicolai im neuen Projektraum für Kunst und Wissenschaft der Schering Stiftung. rota setzt sich mit den Auswirkungen rhythmischer visueller und akustischer Phänomene auf das menschliche Gehirn auseinander und knüpft damit an die seit den 1950er Jahren von Brion Gysin entwickelten dream oder mind machines an, die im Kontext der Beatnik-Bewegung entstanden sind.

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