06.12.2011, 17–19 Uhr
„Development of New Therapeutics for Rheumatic Diseases“ – Die Albrecht-Hasinger-Lecture 2011 hält Dr. Peter E. Lipsky (Charlottesville, VA, USA).
Nach Abschluss seines Medizinstudiums an der New York University School of Medicine und seiner Assistenzarztausbildung am Strong Memorial Hospital in Rochester, New York, war Lipsky von 1971 bis 1975 Clinical Associate am National Institute of Allergy and Infectious Diseases, NIH, wo er neben seiner klinischen Ausbildung in Rheumatologie, Allergie- und Infektionskrankheiten auch zur Rolle der antigenpräsentierenden Zellen bei der Einleitung und Regulierung von Immunantworten forschte. 1975 wechselte Lipsky an das University of Texas Southwestern Medical Center in Dallas, wo er anfangs als Dozent für Innere Medizin und ab 1983 als Professor für Innere Medizin und Mikrobiologie tätig war.
In der Folge fungierte er dort unter anderem auch als Direktor des Harold C. Simmons-Forschungszentrums für Arthritis, als Kodirektor des Graduiertenprogramms in Immunologie sowie als Direktor der Abteilung für rheumatische Erkrankungen im Fachbereich für Innere Medizin. 1995 wurde Lipsky auf den Harold C. Simmons-Lehrstuhl für Arthritisforschung berufen. Von 1999 bis 2004 war er Direktor des Inneruniversitären Forschungsprogramms des National Institute of Arthritis and Musculoskeletal and Skin Diseases sowie Leiter der von ihm gegründeten Autoimmunity Branch des NIAMS.
Anlässlich der Albrecht-Hasinger-Lecture 2011 im Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin spricht Dr. Peter E. Lipsky zum Thema „Development of New Therapeutics for Rheumatic Diseases“:
“Trotz jüngster Fortschritte bei der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen sind die derzeitigen Behandlungsmethoden nach wie vor mangelhaft. Biologika sind aus Kostengründen nicht jedem zugänglich, und wo sie verabreicht werden, tritt kaum eine Besserung des Krankheitsbildes ein, unerwünschte Zwischenfälle sind häufig, und auf Grund von Immunogenität kommt es im Laufe der Zeit zu nachlassender Wirksamkeit. Die deduktive Wissenschaft, welche die Identifizierung neuer Therapieangriffspunkte zum Ziel hat, hat mögliche neue Behandlungsansätze hervorgebracht, die derzeit in der Entwicklungsphase sind. Eine weitere Quelle neuer Therapien ist die große Anzahl von pflanzlichen Produkten, die seit langem in der traditionellen Medizin eingesetzt werden. Dazu gehört ein Extrakt der Kletterpflanze Tripterygium wilfordii Hook F (TwHF, Wilfords Dreiflügelfrucht, Donnerfürst-Ranke, Lei Gong Teng), das seit über 500 Jahren in der traditionellen chinesischen Medizin Verwendung findet. Obwohl ihre Wirksamkeit bei einer Reihe von Entzündungserkrankungen durch klinische Erfahrungen gestützt wird, sind die Wirkmechanismen der Pflanze sowie ihre Wirkung bei spezifischen Erkrankungen noch nicht ausreichend dokumentiert. Zu diesem Zweck wurde ein Forschungsprogramm durchgeführt, um 1. den Wirkmechanismus von TwHF-Extrakten zu identifizieren; 2. die aktiven Komponenten zu bestimmen; 3. die Wachstums- und Extraktionsverfahren zu standardisieren; und 4. die Wirksamkeit bei rheumatoider Arthritis durch kontrollierte klinische Studien zu bestätigen. Mit Hilfe mehrerer In-vitro- und In-vivo-Experimente zum Wirkmechanismus der TwHF-Extrakte konnte gezeigt werden, dass es zu einer Hemmung der Transkription einer Reihe von entzündungsfördernden Genen kommt, indem die Aktivität der Transkriptionsfaktoren AP-1, NFAT und NF-KB beeinträchtigt wird. Obwohl der Extrakt über 300 Komponenten enthält, konnte diese Aktivität einer kleinen Gruppe von diterpenoiden Triepoxiden zugeschrieben werden, wobei Triptolide und Tripdiolide die Hauptfaktoren sind. Die Standardisierung des Extraktionsverfahrens mit Hilfe von sequenziellem Ethanol und Ethylacetat sowie die kontrollierte Züchtung von einzelnen Kultivaren förderte ein Extrakt mit hoher Reproduzierbarkeit zutage. Schließlich konnte bei kontrollierten Versuchen zur Dokumentation der Wirksamkeit bei rheumatoider Arthritis in Vergleichen mit einem Placebo als auch einem aktiven Komparator ein deutlicher klinischer Nutzen und Schutz vor röntgenografischer Progression nachgewiesen werden. Ein deutlicher Abfall des IL-6-Spiegels war zu beobachten. Die Wirksamkeit von TwHF-Extrakten legt nahe, dass es sich dabei um eine nützliche Therapie bei rheumatoider Arthritis und anderen rheumatischen Erkrankungen handeln kann; endgültige Studien sind in Planung.“
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Samstag und Sonntag: 11-19 Uhr
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