Schering Stiftung

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Kooperation am Scheideweg? Zu Chancen und Risiken fragen Sie Ihren Künstler oder Wissenschaftler.

Kooperation am Scheideweg? Zu Chancen und Risiken fragen Sie Ihren Künstler oder Wissenschaftler.


Kunst und Wissenschaft sind seit jeher durch eine ebenso spannungsvolle wie produktive Beziehungsgeschichte verbunden. Das ‚Forum Wissenschaft und Kunst’ der Schering Stiftung richtet seit 2005 seinen Fokus auf die gegenwärtige Entwicklung dieses Wechselverhältnisses. Mit einem Status-Workshop sollte nun nach dreijähriger disziplinenübergreifender Auseinandersetzung mit diesem Thema eine möglichst konzise Beschreibung der gegenwärtigen Situation erfolgen. Auf Einladung der Schering Stiftung kamen am 08.12. und 09.12.2008 35 Naturwissenschaftler, Kuratoren, Künstler und kulturwissenschaftlich orientierte Kunsthistoriker in Berlin zusammen, um sich den Herausforderungen einer verstärkten Kollaboration von Wissenschaft und Kunst stellen.

Die Schwerpunkte des Workshops lagen zum einen auf der Reflexion von neuen Kooperationsformen zwischen Künstlern und (Natur-)Wissenschaftlern und zum anderen auf der Untersuchung von neuen Möglichkeiten eines interdisziplinären Wissenstransfers im Hinblick auf die wechselseitigen Vorgänge der Einflussnahme, Reflexion und Aneignung von wissenschaftlichen wie künstlerischen Erkenntnisprozessen und Methoden. Dabei rückte als ein Aspekt der Begriff der künstlerisch motivierten Forschung – artistic research – unweigerlich in den Blick. Auf der einen Seite werden mit künstlerischen Mitteln Formen und Strategien der Generierung von Wissen und Erfahrungen erprobt und naturwissenschaftlichen Verfahren gegenübergestellt, und auf der anderen Seite werden durch die künstlerische Aneignung von wissenschaftlichen Ansätzen und Methoden neue künstlerische Ausdrucksweisen gefunden. Damit ist die Verschiebung des künstlerischen Fokus weg von der Produktion eines Werkes oder Bildes hin zur Dokumentation von Prozessen – wie z.B. der künstlerischen und (natur-)wissenschaftlichen Arbeitsmethoden – verbunden. D.h. künstlerische Strategien werden Instrumente der Erkenntnisgewinnung, während wissenschaftliche Verfahren und Methoden selbst als Medien des künstlerischen Ausdrucks dienen. Ob die Erwartungshaltung der Naturwissenschaften an die Kunst, die ihr zugesprochene Kompetenz in der Bildentwicklung auch zur Wissenschaftskommunikation und zum ‚Public Understanding of Science’ einzusetzen, erfüllt werden kann, war eine zu diskutierende Frage in dem Workshop.

Die Entwicklungen im Bereich des artistic research wie auch in anderen Feldern birgt Chancen aber zugleich auch Herausforderungen für das „Betriebssystem Kunst“ in sich, insbesondere für etablierte Kunstinstitutionen, aber auch für den modernen Forschungsbetrieb naturwissenschaftlich ausgerichteter Disziplinen. Obwohl SciArt Projekte und Ausstellungen fraglos gegenwärtig Konjunktur haben und das Spektrum der Themen von Kunst im Weltraum, Kunst und Klimawandel bis zu Kunst aus dem Labor reicht, muss die Begegnung und Vernetzung von Kunst und Wissenschaft immer wieder neu ausgehandelt werden. Die Möglichkeiten institutioneller Kooperationen (z.B. Integration von Interdisziplinarität in die Konzeption von Ausbildungs- und Studiengängen) sowie der Rahmen künstlerischer und wissenschaftlicher Produktion müssen vor dem Hintergrund der Internationalisierung sowohl des Kunstmarktes und Ausstellungswesens als auch der wissenschaftlichen Forschung und der Verteilung finanzieller Ressourcen reflektiert werden.

  • Welches sind die tatsächlichen Wechselwirkungen zwischen Kunst- und Wissenschaftssystem?
  • Welche Beziehungen bestehen aktuell zwischen künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeitsprozessen und methodischen Herangehensweisen?
  • Wie lassen sich die ökonomischen, politischen, technologischen oder wissenschaftlichen Bedingungen, die für die Beziehung zwischen Wissenschaft und Kunst relevant sind, adäquat beschreiben?
  • Welche Strategien zu Kooperationen und wechselseitigem Wissenstransfers sind sowohl für die Kunst als auch für die Wissenschaft in der Zukunft denkbar und wünschenswert?

Diese und weitere Fragen standen daher im Zentrum des Status-Workshops und wurden im Open Space Verfahren sowie in sechs Impulsreferaten renommierter Künstler und Wissenschaftler aufgegriffen und in Arbeitsgruppen diskutiert. Die Referenten waren:

  • Frank Rösl, Leiter der Abteilung „Virale Transformationsmechanismen“ am Deutschen Krebsforschungszentrum, Heidelberg
    „Kreativität, Kunst und Grundlagenforschung: Innovation durch Synthese?“
  • Christa Sommerer, Künstlerin und Leiterin der Abteilung für Interface Cultures an der Kunstuniversität Linz
    „The Art and Science of Interaction”
  • Susanne Witzgall, Kuratorin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kunstgeschichte, Akademie der bildenden Künste, München
    „Die andere Erkenntnis. Künstlerisches Wissen versus wissenschaftliches Wissen und die Idee der Synthese“
  • Bergit Arends, Kuratorin des Contemporary Arts Program am Natural History Museum, London
    „Wirt und Symbiont. Leistung und Gegenleistung. Formen der Symbiose für Kunst und Forschung im Naturkunde Museum.“
  • Florian Dombois, Leiter des Instituts für Transdisziplinarität (Y) an der Hochschule der Künste, Bern
    „Kunst als Forschung“
  • Jens Hauser, Kurator, Filmemacher und Journalist, Bochum / Paris
    „’Lebenskunst’ die ’Wissen’ schafft? Von der Dekonstruktion der Methode zur Subversion der Mittel“

Die Ergebnisse des Workshops hat Christine Heidemann zusammengefasst. Klicken Sie einfach auf den nachstehenden Link.

Bericht über den Status-Workshop Wissenschaft und Kunst.pdf

Weitere Informationen erhalten Sie bei:

Andrea Lehmann
andrea.lehmann@scheringstiftung.de
030-20 62 29 60

Fotos: Daniel Flaschar

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