Welche Lebensformen werden derzeit designt? „Superhumanity“ ist ein Online-Veröffentlichungsprojekt von e-flux Architecture, das von Nikolaus Hirsch und Anton Vidokle (e-flux) in Zusammenarbeit mit Beatriz Colomina und Mark Wigley (Kuratoren der 3rd Istanbul Design Biennial 2016) und in Kooperation mit der Schering Stiftung initiiert wurde. In „The Obligation to Self-Design“ (Die Pflicht zum Selbstdesign; e-flux journal, 2008) zeichnet Boris Groys eine mögliche Genealogie des Designs – vom Seelendesign zum Selbstdesign zum Design des „Lebens als Ganzes“ – als eigentlichem Mittel zur Realisierung eines politischen Projekts. Drehen wir Groys um, so ließe sich sagen, dass das Projekt Leben, aufgefasst als politischer Akt, durch das Design gestaltet wird. Anlässlich des Themas der diesjährigen Biennale, „Are We Human? (Sind wir Mensch?)“, präsentiert „Superhumanity“ Beiträge aus verschiedenen Bereichen, welche die intime und grundlegende Beziehung zwischen den Konzepten „Design“ und „Mensch“ erkunden. Die Beiträge werden online auf e-flux.com, auf der Biennale selbst und danach in Buchform erscheinen.
Die Frage nach dem Design hat sich noch nie dringlicher gestellt. Heutzutage hat sich der Bereich des Designs dramatisch ausgeweitet – „von der sorgsam gestalteten individuellen Optik und Online-Identität bis zu den uns umschwirrenden Galaxien aus persönlichen Geräten, neuen Materialien, Schnittstellen, Systemen, Infrastrukturen, Daten, Chemikalien, Organismen und genetischen Codes“, so das Manifest der Biennale. In den Worten der Biennale-Kuratoren Mark Wigley und Beatriz Colomina „ist die ganze Welt Design“. Das Projekt „Superhumanity“ erkundet die radikalen Implikationen der Idee, dass wir durch die von uns gestalteten und geformten Gegenstände ständig neu geformt und geprägt werden.
Gehen wir davon aus, dass die Verschmelzung von Kunst und Design mit dem Leben total ist, dann sind wir vielleicht noch nie mehr Mensch gewesen als heute. So schreibt Hito Steyerl in „Art as Occupation: Claims for an Autonomy of Life“ (Kunst als Beruf: Forderung nach einer Autonomie des Lebens; e-flux journal, 2011): „Die Kunst [sowie Design und Architektur] dringt nicht nur auf allen Ebenen in unseren Alltag ein, sondern okkupiert ihn. Das heißt nicht, dass sie allgegenwärtig ist. Es heißt lediglich, dass sie eine komplexe Topologie etabliert hat, die sowohl von überwältigender Präsenz als auch von eklatanter Abwesenheit ist – was beides Auswirkungen auf unseren Alltag hat.“
An dem Projekt sind über fünfzig SchriftstellerInnen, WissenschaftlerInnen, ArchitektInnen, DesignerInnen, PhilosophInnen, HistorikerInnen, ArchäologInnen und AnthropologInnen beteiligt. Die Beiträge werden von Mitte September bis Jahresende jeden zweiten Tag online auf e-flux.com veröffentlicht. „Superhumanity“ wird auch als Teil der Istanbul Design Biennial zu sehen sein, die vom 22. Oktober bis 20. November im Istanbuler Kulturzentrum DEPO stattfindet.
Herausgeber: Beatriz Colomina, Nikolaus Hirsch, Anton Vidokle, Mark Wigley
Deputy Editor: Nick Axel
Ihre Teilnahme haben bereits bestätigt: Lucia Allais, Julieta Aranda, Shumon Basar, Ruha Benjamin, Franco ‚Bifo‘ Berardi, Daniel Birnbaum & Sven-Olov Wallenstein, Ina Blom, Benjamin H. Bratton, Giuliana Bruno, Zeynep Çelik Alexander, Tony Chakar, Mark Cousins, Keller Easterling, Ruben Gallo, Liam Gillick, Joseph Grima, Boris Groys, Rupali Gupte & Prasad Shetty, Güven Güzeldere, Andrew Herscher, Tom Holert, Brooke Holmes, Hu Fang, Francesca Hughes, Andrés Jaque, Lydia Kallipoliti, Tom Keenan, Brian Kuan Wood, Laura Kurgan, Sanford Kwinter, Adrian Lahoud, Sylvia Lavin, Tom Levin, Lesley Lokko, MAP Office, Chus Martínez, Ingo Niermann, Ahmet Ögüt, Trevor Paglen, Spyros Papapetros, Paul Preciado, Raqs Media Collective, Juliane Rebentisch, Sophia Roosth, Martha Rosler, Felicity Scott, Jack Self, Hito Steyerl, Kali Stull & Etienne Turpin, Pelin Tan, Alexander Tarakhovsky, Paulo Tavares, Territorial Agency, Stephan Trüby, Eyal Weizman, Mabel O. Wilson, Liam Young, and Arseny Zhilyaev & Anton Vidokle.
„Superhumanity“ ist eine Produktion in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum für moderne und zeitgenössische Kunst, Korea, der Govett-Brewster Art Gallery, New Plymouth, Neuseeland, und der Schering Stiftung, Berlin.
Unter den Linden 32-34
10117 Berlin
Telefon: +49.30.20 62 29 62
Email: info@scheringstiftung.de
Donnerstag bis Freitag: 13-19 Uhr
Samstag und Sonntag: 11-19 Uhr
Eintritt frei