In der Kulturgeschichte, in Mythen und Philosophie kennzeichnet der Verlust des Sehvermögens den Zugang zu einer besonderen Form der Erkenntnis und verleiht dem Menschen Einblick in Welten, die ihm sonst verborgen blieben. Was sagen Blinde dazu? Von welcher Welt berichten sie – und könnten ihre Erfahrungen unser „sehendes Verhältnis“ zur Welt erweitern oder auch vertiefen?  In vollkommener Dunkelheit sehen zu lernen setzt einen kreativen Akt der Neuerschaffung der Welt voraus, bei dem der Wahrnehmende gleichzeitig auch Schöpfer ist. Hier werden tägliche Koordinaten von Ich und Welt hinterfragt: Welche Rolle spielt Identität? Wie funktioniert Erinnerung und wie das Verlangen ohne Bilder? Welche Werte zählen in einer Welt ohne Bilder? Könnten wir diese Erfahrungen und Einsichten helfen, zu einem anderen, vielleicht auch respektvolleren Verhältnis zu Anderen und der Welt zu gelangen?

Mit Prof. Dr. Dino Capovilla (Uni Würzburg), Dr. Roland Zimmermann (HU Berlin), Fanny Däuper sowie Miguel Pérez Iñesta (Musikalische Leitung, Klarinette) und anderen Mitgliedern des ZAFRAAN Ensembles.