Für die Choreografin Alexandra Bachzetsis sind die Kommunikationssysteme, die unsere moderne Kultur prägen – Popmusik, Massenmedien und Internet – die wahren Ursprungsorte des zeitgenössischen Tanzes.* Auf Einladung der documenta 14 hat Bachzetsis eine neue Arbeit entwickelt, die bereits in Athen, Kassel und Basel zu sehen war und nun an der Volksbühne in Berlin präsentiert wird.
Alexandra Bachzetsis greift gesellschaftliche Normen, die Gesten steuern, im täglichen Leben wie auf der Bühne auf. In ihrer Arbeit „PRIVATE: Wear a mask when you talk to me“ (2016) führt Bachzetsis Körperstellungen aus Yoga, Pornofilmen, Fußball und anderen Bereichen zusammen und protokolliert, mittels ritualistischer Wiederholung von Gesten, die Entstehung von sozialem Geschlecht und Begehren unter neoliberalen Bedingungen.* Diese Arbeit bildet den Ausgangspunkt des neuen Projekts „Private Song“ für die documenta 14. „Private Song“ beruft sich unter anderem auf das Rembetiko, einen Musikstil, der die griechische Volksmusik mit der osmanischen Musiktradition verbindet. Geschlechterspezifische Praktiken scheinen nicht nur in den orientalischen Kaffeehäusern durch eine traditionelle Aufteilung bestimmt zu sein: Instrumentalisten waren von jeher überwiegend männlich, Gesang und Tanz wurden von Frauen ausgeführt. Dies führte zu einer Teilung von Musik und Tanz, von Komposition und körperlicher Aufführung, von Gedanke und Gefühl. Auf der Basis von kritischer Betrachtung und zeitgenössischem Tanz hinterfragt „Private Song“ die soziale und kollektive Konstruktion von Gefühlen und geschlechterspezifischem Verhalten, von den Normen des Rembetiko bis hin zur aktuellen Massenkultur.
Alexandra Bachzetsis ist eine Grenzgängerin zwischen der darstellenden und bildenden Kunst, zwischen kritischer Recherche und Tanz, weshalb die Schering Stiftung die Produktion ihrer neuen Arbeit unterstützt. Die Künstlerin, 1974 in der Schweiz als Tochter einer Schweizer Mutter und eines griechischen Vaters geboren, erklärt nicht Herkunft und Identität, sondern Entwurzelung zu einem politischen und ästhetischen Schauplatz. Sie konfrontiert uns mit der Frage, wie die erotische, affektive und mikropolitische Macht der Geste zurückerobert werden kann.*
(*) Der Text zitiert einige Passagen aus einem Text von Paul B. Preciado über Alexandra Bachzetsis. Dieser erscheint im documenta 14: Daybook.
08.04.2017, 20:30–21:30 Uhr
Stadttheater Piräus, Athen
24.01.2018, 20 Uhr
Kaserne Basel, Einführung um 18:30
25.01.2018, 20 Uhr
Kaserne Basel
24.08.2018, 21 Uhr
Performances in Berlin
Volksbühne Berlin
Aufführungen am 24.08. und 25.08.2018, jeweils 21 Uhr
sowie am 26.08.2018, 19 Uhr
Unter den Linden 32-34
10117 Berlin
Telefon: +49.30.20 62 29 62
Email: info@scheringstiftung.de
Donnerstag bis Freitag: 13-19 Uhr
Samstag und Sonntag: 11-19 Uhr
Eintritt frei