Der Schering Preis 2013 geht an Dr. Bartlomiej Krawczyk für seine Dissertation zum Thema „Entdeckung, Charakterisierung und Biosynthese der neuen Klasse III der Lantibiotika“, die an der TU Berlin unter der Betreuung von Prof. Roderich Süssmuth erstellt wurde.
Bartlomiej Krawczyk wurde 1983 im polnischen Wroclaw (Breslau) geboren. Er studierte Biotechnologie an der Technischen Universität Breslau, wo er 2007 seinen Master of Science (MSc) erwarb. Anschließend arbeitete er in der dortigen Forschungsgruppe von Prof. Sokalski weiter im Bereich der enzymatischen Katalyse. 2009 wechselte er mit einem Stipendium der BIG-NSE Graduate School im Rahmen des Exzellenzcluster „Unified Concepts in Catalysis“ (UniCat) in die Gruppe von Prof. Roderich Süssmuth an der TU Berlin. Dort beschäftigte er sich während seiner Promotion mit mikrobiellen Naturstoffen, vor allem mit der Biosynthese und Struktur neuer Lantibiotika, und reichte im Januar 2013 seine Doktorarbeit zum Thema „Entdeckung, Charakterisierung und Biosynthese der neuen Klasse III der Lantibiotika“ ein. Derzeit arbeitet Bartlomiej Krawczyk bei der Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG.
Lantibiotika repräsentieren eine wichtige Klasse von Peptidnaturstoffen, die von einer Vielzahl von Bakterien synthetisiert werden. Das charakteristischste Strukturmerkmal aller Lantibiotika ist das Vorhandensein von Lanthionin, einer posttranslationalen Modifizierung, welche für ihre biologische Aktivität notwendig ist. Ihre biotechnologischen Herstellungsmöglichkeiten und interessanten biologischen Eigenschaften machen Lantibiotika zu vielversprechenden Vorlagen für neue biologisch aktive Verbindungen. Das zeigt auch ein kürzlich entdecktes Beispiel aus den Klasse III Lantibiotika – Labyrinthopeptine. Zusätzlich zu ihren einzigartigen antiviralen und antiallodynischen Eigenschaften enthalten sie ein neues Strukturmotiv: Labionin.
In seiner Promotion beschäftigte sich Bartlomiej Krawczyk mit zwei wichtigen Aspekten in Zusammenhang mit Klasse III Lantibiotika: der Entdeckung neuer labyrinthopeptinähnlicher Peptide sowie der Untersuchung ihrer Biosynthese. Mithilfe von Genom-Analysen verschiedener Bakterienarten konnte eine Anzahl vermeintlicher Produzenten von Lantibiotika der Klasse III identifiziert werden. In der Kombination von Ansätzen aus der Molekularbiologie, Enzymologie und synthetischer Chemie war es möglich, die Biosynthese zweier Lantibiotika – Curvopeptin und Flavipeptin – in vitro zu rekonstituieren. Im Folgenden wurden die Strukturen dieser Lantibiotika mithilfe verschiedener massenspektrometrischer Techniken einer weiteren Analyse unterzogen. Es konnte gezeigt werden, dass ein derartiger Ansatz die Entdeckung und Charakterisierung neuer Lantibiotika erleichtern kann und Probleme, die gemeinhin mit der mikrobiellen Herstellung in Verbindung gebracht werden, überwunden werden können.
Dank dieser Analysen war es möglich, die Biosynthese genauer zu studieren und wertvolle Erkenntnisse über die genaue Abfolge biochemischer Reaktionen, die Substratspezifizität der daran beteiligten Enzyme und den abschließenden proteolytischen Schritt zu gewinnen. Die In-vitro-Rekonstitution der Biosynthese hat darüber hinaus zum besseren Verständnis von Schwierigkeiten bei der Präparation von Labyrinthopeptin-Analogen beigetragen. Die Studien machten deutlich, dass ein besseres Verständnis der Biosynthese und ihrer Grenzen für die wirksame Herstellung und praktische Anwendung von Lantibiotika grundlegend ist.
21.11.2014, 16–18:30 Uhr
Schering Preis 2013 und Bohlmann Vorlesung 2014
Technische Universität Berlin
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